IFRS Disclosure

Januar 2022

Immer mehr Unternehmen erkennen für sich und für ihre Lieferanten die Vorzüge von Lieferkettenfinanzierung, auch Reverse Factoring und Supply Chain Finance (SCF) genannt, und setzen das Instrument mit Erfolg ein. Es ist deshalb nur logisch, dass das Bedürfnis der Marktteilnehmer nach umfangreicheren und präziseren Informationen zum Einsatz solcher Instrumente und Programme zugenommen hat. Die Insolvenzen einiger Corporates wie Abengoa, Carrilion und NMC Health, die SCF als ihr Hauptfinanzierungsinstrument genutzt und wenig bis gar nichts darüber offengelegt hatten, verstärkten die bereits in der Vergangenheit formulierte Forderung von Ratingagenturen, Wirtschaftsprüfern und Equity-Analysten nach sauberer Offenlegung von SCF-Programmen (bereits 2019 haben die Big Four der WP-Gesellschaften einen Brief an FASB geschrieben und entsprechende Offenlegungsregelungen gefordert) und beschleunigten die bereits begonnene Arbeit der Accounting Standardsetzer FASB in den USA und IASB in Europa. Spätestens nach dem spektakulären Kollaps von Greensill und den Folgeereignissen im letzten Jahr war es nur eine Frage der Zeit, bis die Standardsetzer konkrete Vorschläge für Offenlegungsregelungen für SCF formulieren würden.

Nun hat der IASB den Marktteilnehmern im November einen neuen IFRS Exposure Draft (ED/2021/10) bezüglich Supplier Finance Arrangements zur Kommentierung vorgelegt. Dessen Fokus liegt nicht auf der buchhalterischen Klassifizierung bzw. Darstellung von SCF-Programmen – ein Thema, das wir bereits an dieser Stelle beleuchtet haben. Vielmehr geht es um die Präsentation, Offenlegung und Detaillierung von Supplier Finance in der Finanzberichterstattung der Unternehmen. FASB in den USA ist mit einem ähnlichen Vorstoß weit fortgeschritten, so dass ein Exposure Draft in Kürze erwartet wird.

Im Kern wollen die Accounting Standardsetzer erreichen, dass mit den neuen expliziten Offenlegungsregelungen bestimmte Risikoaspekte von SCF quantifiziert und transparenter dargestellt werden: „Users of financial statements would be able to obtain from financial statements the information that enables them to assess the effects of supplier finance arrangements on an entity’s liabilities and cash flows, as well as on its liquidity risk and risk management.“ Somit sind verschiedene Bereiche der Berichterstattung betroffen wie z.B. IAS 7 Statement of Cash Flows und IFRS 7 Financial Instruments: Disclosure. Beispielsweise sollen laut dem Entwurf des Paragrafen 44H von IAS 7

  • die Bedingungen der eingesetzten SCF-Programme,
  • die Zahlungsziele mit und ohne SCF,
  • die Kategorie, unter welcher der Ausweis der betroffenen Verbindlichkeiten erfolgt, sowie
  • die Angaben zur Programmgröße und den abgerufenen bzw. ausstehenden Lieferantenfinanzierungen offengelegt werden.

Was genau als Lieferkettenfinanzierung zu werten und somit offenzulegen ist, wird im Exposure Draft nicht definiert, sondern über die Charakteristika solcher Instrumente beschrieben. „The Board’s approach of explaining rather than defining the arrangements in scope enables the proposals to be framed in a manner that captures the characteristics of such arrangements that give rise to particular information needs of users of financial statements.“ Hiermit versucht der IASB die mögliche SCF-Produktevolution mitzuerfassen und den sogenannten form-over-substance Ansätzen entgegenzuwirken. Als Hauptmerkmal steht die Möglichkeit für die Lieferanten im Vordergrund, ihre Rechnungen vor der vereinbarten Fälligkeit über Dritte (z.B. Banken) finanzieren zu lassen bzw. die Möglichkeit für den Abnehmer, die von einem Dritten bei Fälligkeit an die Lieferanten bezahlten Rechnungen nach der eigentlichen Rechnungsfälligkeit auszugleichen. Somit fallen sogenannte Paying Agency Modelle sowie virtuelle Kreditkartenstrukturen eindeutig in den Anwendungsbereich der neuen Regelungen. „All arrangements with the characteristics of supplier finance arrangements (as described in paragraph 44G of IAS 7) are, therefore, subject to the proposed new disclosure requirements, irrespective of where and how an entity presents and classifies the related liabilities and cash flows in its statements of financial position and cash flows.”

Auch wenn die Erfüllung dieser Offenlegungsanforderungen für die Unternehmen zusätzliche Kosten bedeuten könnte, geht der IASB davon aus, dass der Mehrwert der Transparenz höher und diese somit erstrebenswert ist. Die Umstellung bedeutet für manche Nutzer von Reverse Factoring nicht nur eine nach außen gerichtete Berichterstattung, sondern auch die rein praktische Notwendigkeit der Aufbereitung aller relevanten Daten. Daher ist es für die Abnehmer-Unternehmen empfehlenswert, bei der Auswahl ihrer SCF-Anbieter darauf zu achten, dass der entsprechende Provider über eine flexible Business-Intelligence-Infrastruktur (BI-Infrastruktur) verfügt, die ein reibungsloses Erfüllen der quantitativen Reporting-Anforderungen ermöglicht.

Insbesondere wird im Exposure Draft die Anforderung einer transparenten quantitativen Darstellung des Liquiditätsrisikos in Verbindung mit SCF hervorgehoben. Darauf zielt der angepasste Wortlaut des IFRS 7 ab. Dabei geht es vor allem um das Konzentrationsrisiko der Finanzierung im Rahmen eines SCF-Programms: „For example, concentrations of liquidity risk may arise from the repayment terms of financial liabilities, sources of borrowing facilities, or reliance on a particular market in which to realize liquid assets, or supplier finance arrangements (as described in paragraph 44G of IAS 7) resulting in the entity concentrating with finance providers a portion of its financial liabilities originally owed to suppliers.“

Den Zweck der zusätzlichen Risikoberichterstattung in Bezug auf SCF sieht das IAS Board in der Befähigung der Nutzer von Financial Statements, die möglichen negativen Effekte aus einem potenziellen Verlust der verfügbaren SCF-Liquidität abzuschätzen. Bei einem möglichen Szenario könnte eine Verschlechterung des Kreditprofils des Abnehmer-Unternehmens zu einer Verteuerung oder gar einem Verlust der SCF-Liquidität führen. Sollten in einem solchen Fall die Lieferanten die Verkürzung von Zahlungszielen einfordern und durchsetzen, käme es zu Liquiditätsabflüssen beim Abnehmer, die dieser anderweitig kompensieren müsste.

Analog zu der unter IFRS 7 geforderten Offenlegung der Kreditrisiken des berichtenden Unternehmens sollte auch bei der Darstellung des Liquiditätsrisikos auf wesentliche Konzentrationen eingegangen werden. Auch wenn es im Zusammenhang mit SCF nicht erforderlich sein sollte, den Finanzierer – meistens eine Bank – zu benennen, wäre anzunehmen, dass die Abhängigkeit von einem oder einigen wenigen Finanziers im Zusammenhang mit SCF erwähnt werden sollte. Einen offensichtlichen Vorteil, sowohl in Bezug auf die Berichterstattung als auch hinsichtlich des Risikos selbst, bieten in diesem Zusammenhang Marktplatz-Lösungen, die aufgrund des Wettbewerbs der Banken nicht nur die Finanzierungskosten der Lieferanten signifikant senken können, sondern vor allem auch helfen, eine Diversifikation der Finanzierungsbasis und somit eine klare Reduzierung von SCF-Abhängigkeiten und des Liquiditätsrisikos zu erreichen. Am CRX Marktplatz sind ca. 50 internationale Finanzierungspartner (sowohl Banken als auch Institutionelle Investoren) bei SCF-Programmen aktiv. Je nach Größe des Programms stellt CRX Markets in Zusammenarbeit mit dem Abnehmer-Unternehmen einen diversen und stabilen Pool von Finanzierungspartnern zusammen, der die Kundenanforderungen am besten abbildet und gleichzeitig das bald offenzulegende Liquiditätsrisiko reduziert.

Der IFRS Exposure Draft steht Unternehmen und anderen Marktteilnehmern bis zum 28. März 2022 für die Kommentierung zur Verfügung. Bestimmt wird das eine oder andere Detail aufgrund der Kommentare noch angepasst. Allerdings ist davon auszugehen, dass die vom IASB formulierten neuen Anforderungen an die Offenlegung von SCF-Instrumenten grundsätzlich umgesetzt werden. Neben der Berichterstattung ab dem Zeitpunkt der Umsetzung werden Unternehmen auch Vergleichsangaben für die vergangenen Berichtperioden machen müssen.

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