Digitales Working Capital Management

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen bringt viele Vorteile für das oftmals vernachlässigte Working Capital Management: Gängige Finanzierungsmodelle werden skalierbar und neue Modelle möglich.

Dieser Text von Michael Piel (Head of Corporate Markets bei CRX Markets) ist erschienen in: FINANCE Magazin, Sonderbeilage zur 14. Structured Finance, 9. November 2018

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Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen bringt viele Vorteile für das oftmals vernachlässigte Working Capital Management: Gängige Finanzierungsmodelle werden skalierbar und neue Modelle möglich.

Working Capital Management

Das Working Capital Management ist eine der wichtigsten, häufig jedoch nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit verfolgten Aufgaben im Finanzmanagement von Unternehmen. Denn der operative Cashflow ist nicht nur eine zentrale Größe bei der Bewertung der Verschuldungsfähigkeit, sondern auch ein Indikator im Hinblick auf die Kapitaleffizienz und somit ein klarer Werttreiber. Häufig trägt das Treasury innerhalb eines Unternehmens die Verantwortung für das Working Capital Management, obwohl die Stellgrößen in der operativen Verantwortung von Einkauf oder Vertrieb liegen. Umso wichtiger ist es, dass das Corporate Treasury als Business Partner der ope-rativen Einheiten über Finanzierungsinstrumente verfügt, die es ermöglichen, den Zielkonflikt zwischen finanzwirtschaftlichen und operativen Interessen aufzulösen. Wesentliche strategische Ziele der Implementierung sind in der Regel geringe Total-Cost-of-Ownership sowie größtmögliche Flexibilität bei der Auswahl der Finanzierungspartner. Darüber hinaus sollten begrenzte interne IT- Ressourcen nicht zu sehr strapaziert werden.

Neue Plattformen als Lösung

Eine Lösung bieten neue Plattformen für die Working-Capital-Finanzierung, die sich auf eine nahtlose IT-Integration und verschiedene Finanzierungsmodelle spezialisieren. Im Rahmen einer technischen Integration werden die Geschäftsprozesse und Informationen aus der Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, die für unterschiedliche Finanzierungsmodelle benötigt werden, auf der Plattform für alle Finanzierungsparteien gehalten. Somit entsteht ein sogenannter Shared Ledger, der für alle Beteiligten eine zuverlässige Datenbasis für die Transaktionsabwicklung bildet. Die Trans-aktionen werden häufig im Rahmen einer offenen oder verdeckten Auktion durchgeführt, was ein Höchstmaß an Preistransparenz garantiert. Durch die Möglichkeit, auf einer Plattform gleichzeitig mit mehreren Finanzierern Transaktionen mit unterschiedlichen Währungen, Laufzeiten sowie Risikostrukturen abzuwickeln, sind auch heterogene finanzwirtschaftliche Ziele erreichbar. Innovative Finanzierungsplattformen bieten zudem nicht nur die Transaktionsabwicklung an, sondern unterstützen nachgelagerte Prozesse in der Buchhaltung im Rahmen einer automatisierten Erfassung, Bewertung und Verbuchung der jeweiligen Finanzierungstransaktionen. Erst durch diese Automatisierung wird echte Skalierbarkeit im Hinblick auf die adressierbare Anzahl von Beteiligungsgesellschaften, Debitoren, Kreditoren oder auch einzelnen Rechnungsbelegen möglich. Der Einstieg in die zukunftsorientierte Welt der Working-Capital-Finanzierung ist nicht nur großen Unternehmen vorbehalten. Die techni-sche Integration lässt sich mit einem Budget von weniger als 100.000 Euro realisieren. Dafür erhält man eine breite Palette an Finanzierungsinstrumenten für das Management der Aktiv- und Passivseite der Bilanz. Gemessen am freisetzbaren Working Capital ergibt sich ein Return, der im originären Geschäft nur schwer zu erreichen ist.