Dieser Text ist erschienen in: Trend-Report, März 2019, S. 31
Die TREND-REPORT-Redaktion sprach mit Frank Lutz, CEO CRX Markets AG, über neue Finanzierungsmöglichkeiten.
Herr Lutz, welche Bedeutung hat heute die Supply-Chain-Finanzierung?
Multinationale Unternehmen wie auch Mittelständler stehen heute in hartem internationalen Wettbewerb. Auf höchste Effizienz getrimmte Lieferketten und eine flexible Steuerung des Working Capital sind grundlegende Voraussetzungen, um im Markt bestehen zu können.
Ein wichtiges Instrument hierfür ist die Supply-Chain-Finanzierung. Sie ist als Bestandteil einer übergreifenden Supply-Chain-Management Strategie zu sehen und fokussiert auf finanzielle Aspekte, insbesondere die Verringerung der Kapitalkosten in der globalen Lieferkette. Hierbei haben Abnehmer die Möglichkeit, neben der Harmonisierung der eigenen Zahlungsziele, mit Hilfe ihrer eigenen Bonität ihren Lieferanten eine attraktive Refinanzierungsalternative anzubieten, um potentielle Produktionsengpässe zu vermeiden und die Qualität der Lieferungen zu gewährleisten.
Welche Vorteile haben die Abnehmer davon?
Neben der Möglichkeit, das eigene Working Capital durch die Verlängerung von Zahlungszielen positiv zu beeinflussen, erlaubt die Supply-Chain-Finanzierung Abnehmern die Sicherstellung einer nachhaltig stabilen Lieferkette. Durch das Einführen von solchen Lösungen wird die Abnehmer-Lieferantenbeziehung gestärkt und ausgebaut. Neben klassischen Supply-Chain-Finanzierungsprodukten mit Einbezug der Banken, können Abnehmer über Produkte wie Dynamic Discounting auch eigene überschüssige Liquidität (einkaufs-)kostensenkend verwenden.
Welche Vorteile haben die Lieferanten davon?
Lieferanten profitieren durch die Teilnahme an SCF-Programmen gleich mehrfach. Neben den attraktiven Finanzierungskonditionen, welche durch die Bestätigung der Forderungen und dem damit verbundenen Zahlungsversprechen durch den Abnehmer erzielt werden, kann ein Lieferant außerdem durch eine vorzeitige Finanzierung der eigenen Forderungen flexibel die eigene Liquidität steuern. Im Gegensatz zu traditionellen Lösungen haben Lieferanten über den CRX Marktplatz Zugang zu auktionsbasierter und bankenunabhängiger Refinanzierung.
Welche Vorteile haben die Investoren davon?
Traditionelle Finanzierer wie Banken können sich durch die Teilnahme an einem technologiegestützten Supply-Chain-Programm auf ihre Rolle als Finanzpartner fokussieren. Alternative Investoren, wie Asset Manager, Pension Fonds und Family Offices erhalten demgegenüber Zugang zu neuen Assetklassen im kurzfristigen Bereich, mit attraktiven Renditen.
Was bedeutet Dynamic Discounting?
Dynamic Discounting ist die Weiterentwicklung traditioneller Frühzahlungsprogramme. Lieferanten bieten hierbei ihren Kunden typischerweise einen Skonto an, falls diese die Forderung vorzeitig bezahlen. Diese traditionellen Programme scheiterten jedoch oft an ihrer eigenen Starrheit, da nur wenige Abnehmer die Rechnungsprüfung und Freigabe rechtzeitig erledigen. Dynamic Discounting Programme adressieren dieses Problem effektiv und bieten so den Abnehmern die Möglichkeit, über die gesamte Laufzeit der Rechnung eine vorzeitige Zahlung auszuführen, wobei die Höhe des Skontos dynamisch an die verbleibende Restlaufzeit angepasst wird.
Warum sind meist Großkonzerne die Initiatoren?
Einer der Gründe, warum Supply-Chain-Finanzierungsprogramme vor allem von Großkonzernen initiiert werden, ist der Natur solcher Programme geschuldet. Ein finanzieller Vorteil entsteht vor allem dann, wenn ein Unterschied in der Bonität zwischen Abnehmer und Lieferant besteht. Oft sind es Großkonzerne, die über ausreichend Einfluss auf ihre Lieferkette verfügen, um die Ausweitung von Zahlungszielen durchzusetzen, was die Attraktivität solcher Programme für die Abnehmer erhöht. Darüber hinaus benötigen solche Programme einen Mindest-Finanzierungsrahmen, um sie für Banken und andere Finanzierer attraktiv zu machen. Im Gegensatz dazu bedingen andere Ansätze wie z.B. Dynamic Discounting und Forderungsfinanzierungen keine Minimalgrößen und können dadurch auch effektiv und effizient im KMU Segment eingesetzt werden.
Wie gestaltet sich Ihr Onboarding-Prozess?
Ein gelungenes Onboarding ist ausschlaggebend dafür, wie erfolgreich ein SCF-Programm ist. Daher ist eine vorherige Setzung strategischer Ziele mit dem Abnehmer besonders wichtig. In der Regel wählt der Abnehmer Lieferanten aus, die dann von CRX geprüft werden. Der Lieferant erhält bei positiver Prüfung eine Einladung zur Teilnahme auf der Plattform, sowie ausführliche Informationen über das Programm, wie z.B. über eine eigene Onboarding-Seite. Sobald der Lieferant sich registriert hat, hat er auch die Möglichkeit an weiteren SCF-Programmen teilzunehmen.
Welche Möglichkeiten bieten Sie im Kontext der ERP-Integration an? Wichtige Erfolgsfaktoren eines SCF-Programms sind ein hoher Automatisierungsgrad und die Reduzierung manueller und zeitaufwändiger Prozesse. Um eine Effizienzsteigerung zu erreichen, ist ein Informationsaustausch in Echtzeit zwischen dem ERP-System des Kunden und der SCF-Plattform notwendig. Dabei ist die einfache Integrationsfähigkeit des eigens entwickelten CRX ERP Add-ons, sowie eine weitreichende Abdeckung der Kernprozesse ein zusätzlicher Erfolgsfaktor.
Bei CRX kann die technische Integration innerhalb von 48 Stunden abgeschlossen werden. Hierbei ist keinerlei Entwicklungsaufwand von Nöten und es bedarf lediglich eines Customizings durch den Kunden. Beim Funktionsumfang deckt das CRX ERP Add-on den gesamten Prozessablauf ab und reicht von der Auswahl von Lieferantenkandidaten, über den Rechnungsupload bis zur Statusabfrage und Anpassung des neuen Zahlungsempfängers nach erfolgreicher Finanzierung.
Welche Aufgaben und Services bieten heute Supply-Chain-Finance-Plattformen?
Heutige SCF-Plattformen variieren in ihrem Angebot stark und reichen von E-Invoicing über Dynamic Discounting bis zu SCF-Programmen. CRX bietet seinen Kunden über den CRX Marktplatz eine umfassende Lösung im Bereich Working Capital Finance unter Abdeckung beider Seiten der Bilanz an. Hierbei werden das Onboarding der Kunden, die Integration in ihre Kernsysteme, die Automatisierung des Finanzierungsprozesses, wettbewerbsorientierte Finanzierungslogiken, Advanced Analytics und der kontinuierliche Ausbau des Produktangebots entlang der Wertschöpfungskette des Kunden auf dem CRX Marktplatz zu einem Gesamtangebot zusammengefasst.
Was kostet Ihr FinTech-Service für die Beteiligten?
CRX verfolgt das Ziel, gemeinsam mit seinen Kunden und deren Programmen zu wachsen. Die Modularität der Plattform erlaubt ein müheloses Anbinden und Aktivieren neuer Kunden ohne großen Implementierungsaufwand. Deshalb entstehen unseren Kunden und ihren Lieferanten hierfür auch keine Kosten, sondern erst im laufenden Betrieb für realisierte Finanzierungen. Die transaktionsvolumenbasierten Gebühren sinken dabei mit steigendem Finanzierungsvolumen. Für unsere Finanzierungspartner ist das Angebot kostenlos.