Frank H. Lutz ist CEO von CRX Markets. Bankmagazin-Autorin Anja Kühner sprach mit ihm in Düsseldorf.
June 2020
Als ehemaliger Finanzchef eines Dax-Konzerns weiß Frank H. Lutz, wie wichtig Working-Capital- und Supply-Chain-Finanzierungen für Treasurer und Chief Financial Officers (CFOs) sind. Deshalb steht er seit zweieinhalb Jahren mit Herz und Seele an der Spitze des Münchener Fintechs CRX Markets.
Weil der Vater in einer Landesbausparkasse arbeitete, waren Finanzen häufig ein Thema beim Abendbrot der Familie Lutz. Dass Sohn Frank beim Studium der Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen den Schwerpunkt Bankbetriebslehre wählte, habe jedoch „vor allem am tollen Professor gelegen, nicht weil ich Banken so klasse fand“. Im Anschluss war eine Dissertation geplant. „Ich wollte auf gar keinen Fall Investmentbanker werden, mochte keine Spreadsheet-Heroes, die nächtelang durcharbeiten“, bekennt der heute 51-Jährige. Doch dann lockte ihn Goldman Sachs nach London. „Analytisches Advisory zu Ratings, langlaufenden Derivaten und Handelsgeschäft war genau mein Ding“, gibt Lutz zu. Als das US-Institut den Standort in Frankfurt am Main von einer Repräsentanz zur Niederlassung ausbaute, folgte Lutz dem Ruf zurück nach Deutschland und betreute sodann fast ausschließlich Finanzinstitute im M&A-Geschäft sowie beim Thema Rating.
Als Lutz für ein gutes Jahr zu Goldman nach New York ging, bewarb sich der damals unerfahrene Läufer aus einer Laune heraus mit Kollegen um Startplätze für den berühmten Marathon im Big Apple. Prompt erhielt er eine Zusage, zog ein straffes Trainingsprogramm durch und schaffte seinen ersten von mittlerweile fünf Langstreckenläufen.
Zurück in Frankfurt bei Goldman Sachs wirkte Lutz „als COO für Deutschland“, wie er seine Rolle beschreibt. Weil er aber nicht dauerhaft Berater sein wollte, sondern „auch selbst auf den Fahrersitz“, kam ein Angebot der Deutschen Bank zum Aufbau eines Industriekunden-Portfolios gerade recht. Zu seinen Kunden zählte unter anderem der Lastwagenhersteller MAN. Als dort 2006 der Posten des Finanzdirektors neu zu besetzen war, wurde er gefragt. Drei Jahre später erschütterte ein Bestechungsskandal den Konzern, in dessen Folge drei von vier Vorständen ihren Hut nehmen mussten. Daraufhin wurde Lutz schneller als erwartet zum Finanzvorstand von MAN befördert und galt als neuer Aufsteiger unter Deutschlands CFOs. Ein Intermezzo als Finanzchef bei Aldi Süd folgte. Danach schob Lutz ein Sabbatical von neun Monaten ein. „In keinem Winter bin ich so viel gereist und Ski gefahren“, erinnert er sich. 2014 wurde ihm der Posten als Finanzvorstand von Bayer Material Science angetragen, dem späteren Covestro-Konzern. Als er nach dem Börsengang und der Neubesetzung des Vorstands nicht zum CEO berufen wurde, verließ Lutz das Unternehmen.
Ein Ex-Goldman-Kollege, mittlerweile Aufsichtsratschef bei CRX Markets, schwärmte von der Arbeit für das Fintech vor. Prompt stieg Lutz als CEO mit Beteiligung in das Jungunternehmen ein. „Ich bin keine Gründernatur, aber für klare Wachstumspfade immer zu haben“, erklärt er die Faszination für das Scale-up, wie er sein Unternehmen nennt. Insignien der Macht braucht Lutz nach eigenen Angaben nicht. Er könne Dienstreisen durchaus selbst buchen und genieße die mit dem Unternehmersein einhergehenden Entscheidungsfreiheiten.
Den engen Kontakt zu Weltkonzernen pflegt Lutz auch als Chef eines Fintechs. Denn CRX Markets sorgt unter anderem bei Daimler, Lufthansa und Nestlé für alternative Lieferantenfinanzierungen. Dabei wird das Fintech von Geldhäusern unterstützt, darunter die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), das US-Investmenthaus Pimco oder die italienische Unicredit. Der gebürtige Stuttgarter mit Fußballerherz hält „natürlich für den VfB“. Seit seiner MAN-Vorstandspatenschaft für den EHC München ist allerdings Eishockey der präferierte Familiensport.